Die Dating-App Tinder startete 2012 in den USA. 2014 wurde sie in Deutschland durch die Medien stark verbreitet, sodass mittlerweile bereits um die 800.000 User sich bei der Plattform angemeldet haben. Die Anwendung für das Smartphone nimmt dabei eine Stellung zwischen allen Kategorien ein. Es handelt sich am ehesten um eine Verschmelzung von Singlebörse und Casual-Anbieter. Während das Suchen von Partner über das Kennenlern-Spiel ganz klar aus dem Bereich der Flirtseiten stammt, haben die User in der Regel eher lockere und unverbindliche Absichten. Es gibt sogar einige, die über die Flirt-App ihre Casual-Beziehungen finden.
Das Wischen spielt bei dem Portal eine besondere Rolle. Wenn man einen Nutzer nicht attraktiv findet, schiebt man das Profilfoto nach rechts, bei gefallen dagegen nach links. Wer nicht gerne wischt, kann auch auf das Herz oder das Kreuz unter dem Foto klicken. Wenn sich zwei Mitglieder gegenseitig attraktiv finden, teilt die App dies mit und der Flirt über ein Chatnachrichtensystem kann sofort beginnen.
In unserem Test hat sich gezeigt, dass vor allem One-Night-Stands und Affären über den Anbieter zustande kommen. Für die Suche nach dem Traumpartner oder einfache Flirts ist das Portal eher nicht zu empfehlen. Außerdem gibt es Probleme in puncto Nachhaltigkeit: Die meisten User melden sich irgendwann frustriert von Tinder wieder ab, weil es nach einer Zeit langweilig wird.
Die Anmeldung geht dabei recht einfach und unkompliziert über den Facebook-Account. Die Daten werden einfach von dort abgegriffen und das Hauptbild wird importiert. Die Registrierung dauert folglich weniger als 5 Minuten. Welche Probleme sich vor allem für den Datenschutz ergeben, zeigen wir weiter unter in dem Abschnitt Sicherheit und Fake-Schutz.
Viele junge Männer und Frauen nutzen die Flirt-App
Laut den Download-Statistiken sollen bereits mehr als 2 Millionen Nutzer die Anwendung für das Smartphone heruntergeladen haben. Ungefähr 800.000 sind monatlich aktiv auf der Suche nach Flirts oder Seitensprüngen. Verwundert hat uns dabei, dass die Männer mit 55 % nur ein wenig in der Überzahl sind. Das Geschlechterverhältnis ist somit recht ausgeglichen.
Die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen stellt dabei die größte Gruppe dar. Dem schließen sich dann die Nutzer im Alter von 25 bis 34 Jahren an. Zwar lassen sich auch ältere Nutzer finden, allerdings sind diese eher in der Unterzahl, daher muss man sagen, dass die Chancen auf ein Kennenlernen deutlich geringer sind.
Die Intentionen zur Anmeldung sind dabei recht breit gefächert. Da nur Flirtvorschläge aus dem näheren Umkreis angezeigt werden, sind alle User am schnellen und lockeren Zusammenkommen interessiert. Die Absichten, die sich danach anschließen, sind recht verschieden. Einige wollen nur schauen, wer eigentlich unterwegs ist und ihren „eigenen Marktwert“ in Erfahrung bringen.
Andere nutzen das Portal, um neue Freunde zu finden. Sie möchten eigentlich nur komfortabel flirten und mögen das spielerische Kennenlernen, wie es von Singlebörsen oder einigen Partnervermittlungen bekannt ist. Zwar sind mit diesen Nutzern unkomplizierte und lockere Unterhaltungen möglich, aber mehr wollen sie nicht unbedingt.
Als dritte Gruppe sind uns noch User aufgefallen, welche die Dating-Applikation nutzen, um Treffen zum Gelegenheitssex zu vereinbaren. Damit können auch Casual-Kontakte über die Plattform gefunden werden, auch wenn dies nicht der eigentliche Zweck der Kennenlern-App ist. Deshalb gibt es auch keinerlei Anzeige für sexuelle Vorlieben oder Wünsche, wie sie von direkten Anbietern der Szene bekannt sind. Gute Beispiele sind hier The Casual Lounge oder auch Ashley Madison.
Das Foto macht die Musik – Profile bei Tinder
Die Profilangaben halten sich bei dem Portal in Grenzen. Man hat nur sehr wenig Einfluss darauf, da die Daten von Facebook übernommen werden. Dabei wird das Hauptbild des sozialen Netzwerkes zum Profilfoto der Casual-App.
Es gibt keinerlei Möglichkeit sich anzumelden, wenn man nicht auf Facebook unterwegs ist. Die Anwendung übernimmt bei der Registrierung alle Angaben von der Social-Media Seite, wobei aber nicht jedem User alles angezeigt wird. Bei der Suche durch das Dating-Spiel werden lediglich der Vorname, das Alter und ein automatisch generierter Satz angezeigt. Dabei kann es sich um den aktuellen Beruf oder eine gemeinsame schulische Laufbahn handeln. Ein anderer User entscheidet folglich nur über das Profilfoto, ob er dich kennenlernen möchte oder nicht.
Falls man nicht wischen möchte, stehen unter der Aufnahme vier Buttons zur Auswahl. Man kann jemanden als attraktiv markieren, indem man das grüne Herz drückt. Ein Klick auf das rote Kreuz und schon ist der Nutzer weg. Auf der linken Seite gibt es noch einen Knopf, um die letzte Bewertung rückgängig zu machen, falls man schon wie im Trance über das Display wischt. Rechts ist noch ein Button, um jemanden als Favorit zu speichern.
Da dies die ganze Profilansicht ist, würden unsere Tester sich an dieser Stelle noch eine tabellarische Ansicht für Vorlieben, Wünsche oder sexuelle Fantasien wünschen, wenn sich die App als Casual-Plattform durchsetzen soll. Daher gibt es für den eher dürftigen Steckbrief einige Abzüge in der Gesamtnote der Bewertung.
Matching-Treffer und dann? Die Kontaktmöglichkeiten im Überblick
Wenn sich zwei Nutzer gegenseitig als attraktiv kennzeichnen, werden sie durch das Portal über diese Gegebenheit informiert. Dann können sie mit dem Erstkontakt beginnen. Anders als bei anderen Erotikbörsen gibt es hier nur eine Möglichkeit, andere Mitglieder anzuschreiben. Es handelt sich um ein Chatnachrichtensystem, das ähnlich organisiert ist wie WhatsApp.
So hat man jederzeit den Überblick, was man sich mit dem jeweiligen User getextet hat. Dennoch fanden wir die Angebote zur Kommunikation etwas eintönig. Wenn man jemanden getroffen hat und weiter in Kontakt bleiben möchte, wünscht man sich neben dem Chat auch eine richtige Nachrichtenfunktion, um längere Mitteilungen zu schicken. Außerdem wären Geschenke bei der Pflege von Beziehungen sehr hilfreich. Webseiten wie Secret.de oder LOVEPOINT bieten in diesem Bereich deutlich mehr.
Da man jedoch nur mit aktiven Usern chatten kann, bekommt relativ schnell eine Antwort. Daher erfüllt das Kommunikationssystem seinen Zweck, wenn es ums schnelle und unkomplizierte Kennenlernen geht. Es ist eben etwas spartanisch aber dennoch funktional.
Gibt es echte Tinder-Dates?
Nachdem man sich innerhalb kürzester Zeit angemeldet hat, geht es erst einmal um das Wischen. Man wählt einige Mitglieder als attraktiv aus, damit man ebenfalls einige Likes und später auch Matches bekommt. Danach kann das Flirten beginnen.
Es bedarf meist nur weniger Sätze, bis man sich für ein spontanes Date verabredet. Das Portal kann lediglich als Smartphone Anwendung verwendet werden, daher können viele Nutzer recht schnell aufbrechen und so kann man Zusammenkommen und gleich real ausprobieren, ob die Chemie stimmt. Um Sex geht es dabei zunächst nur wenigen Nutzern, aber, wenn man sich erst einmal kennengelernt hat und sich für sympathisch hält, kann auch mehr daraus werden.
Die Chancen auf reale Dates sind recht gut. Allerdings haben nicht alle User eine Casual-Beziehung im Sinn, sondern suchen eher einen leichten Flirt. Wenn sich daraus auch mehr ergibt, sind nach den Erfahrungen unserer Tester nur wenige abgeneigt.
Im Vergleich zu anderen Casual-Plattformen hatten wir hier die schnellsten Verabredungen, allerdings verlief die Kommunikation nicht sehr zielgerichtet. Während bei den anderen Anbietern sehr schnell klar wurde, welche Spielarten dem Gegenüber gefallen, bedarf es hier einer längeren Kommunikation, die meist auf das erste Treffen verlegt wird. Zumal man nie sicher weiß, ob die Flirtpartner wirklich an einer Partnerschaft ohne Verpflichtungen interessiert sind.
An dieser Stelle kommt der persönliche Charme zum Einsatz. Wenn du bei einem Date richtig vorgehst, kannst du daraus sicherlich einen One-Night-Stand oder eine Affäre machen. Wir empfehlen dabei nicht zu offensiv vorzugehen, sondern sich erst einmal in aller Ruhe über die Vorstellungen und Wünsche bei einem Kaffee auszutauschen.
Eine Frage des Alters – die Kosten
Die Anmeldung bei der Flirt-App ist kostenlos möglich. Auch kann man alle Funktionen in der Basis-Mitgliedschaft ausprobieren. Eine Begrenzung gibt es bei den positiven Likes. Mehr als 40 Stück darf man nicht geben. Ansonsten wird man mit den Preisen von Tinder Plus konfrontiert. Diese unterscheiden sich bei dem Portal nicht nach Geschlecht, sondern nach dem Alter. User, die jünger als 28 Jahre sind, müssen nur 5,50 € pro Monat zahlen, während ältere Nutzer bis zu 20 € pro Monat aufbringen sollen. Außerdem scheint es derzeit noch eine Findungsphase bei den Kosten seitens des Anbieters zu gegeben. So bekam jeder Tester von uns einen anderen Betrag angezeigt, der scheinbar zufällig generiert wird. Aus diesem Grund können wir hier keine ausführlichen Preistabellen vorstellen, wie bei den anderen Plattformen. Im Vergleich zu den anderen Casual-Dating Apps fanden wir die Gebührenpolitik jedoch ein wenig merkwürdig und kundenunfreundlich.
Sicherheit der eigenen Daten
Im Bereich der Privatsphäre weist der Anbieter größere Schwächen auf. Wenn man sich die Datenschutzerklärung genauer ansieht, wird man feststellen, dass das Unternehmen umfangreiche Background Checks vornehmen kann. So ist der Abgleich mit Informationen aus den Sexualstraftäterdatenbanken erlaubt. Außerdem darf sämtlicher Inhalt der Direktnachrichten überwacht werden. Des Weiteren kann die Plattform durch einen eigenen Copyright-Agenten die Eigentumsrechte von Bildern überprüfen lassen. So nutzerfreundlich, wie sich Tinder gibt, ist es folglich nicht.
Des Weiteren werden die Kundeninformationen von Facebook gesammelt und zu Werbezwecken verwendet. So hat schon Gillette mit der „Social Discovery App“ zusammengearbeitet, um zu testen, ob ungepflegtes Haar weniger attraktiv wirkt. Zum Anschluss sei noch gesagt, dass der Betreiber jederzeit den Inhalt der User (Bilder und Texte) verwenden und kopieren darf. Eine ähnliche Vorgehensweise hatte bei Instagram zu scharfer Kritik geführt und wird hier von vielen Mitgliedern geduldet.
Ein großes Problem, dass sich aus der Nutzung des Facebook-Logins ergibt, ist das sogenannte Tinder Stalking. Wenn man einen Screenshot vom Handy macht und alle Teile des Bildes ausschneidet, die nicht zur eigentlichen Person gehören, kann man durch die tineye.com das Profil des sozialen Netzwerkes anzeigen lassen. Dort kann man dann alle Informationen wie Name und Wohnort bekommen. Damit dir dieses Problem nicht wiederfährt, hier die wichtigsten Tipps und Tricks:
- Nutze nie bei allen sozialen Netzwerken das gleiche Foto.
- Ändere dein Profilbild auf Facebook nach der Anmeldung bei der Dating-Anwendung oder verschiebe es in geschlossene Alben.
- Verwende nie den vollen bürgerlichen Namen bei sozialen Medien.
Kompatibilität der Flirt-App
Die Anwendung für das Smartphone gibt es bisher nur für Android- und iOS-Betriebssysteme. Nutzer eines Windows Phone oder des Blackberrys können den Service daher nicht in Anspruch nehmen. Wenn du mobil auf einem iPad, iPod oder dem iPhone flirten willst, muss du wenigstens die iOS Version 7.1 besitzen. Android-Geräte sind ab dem Betriebssystem 4.0.3 kompatibel.
Unsere Tester haben ein iPad und iPhone 5 sowie ein Samsung Galaxy S 5 verwendet. Die Anwendung konnte ohne Probleme gestartet werden und lief sehr stabil. Über den GPS-Chip war es möglich den Standort präzise zu bestimmen, sodass man wirklich nur Singles aus der Umgebung kennengelernt hat. Daneben gibt es noch die Option, einen festen Standort anzugeben, falls man unterwegs ist und sehen möchte, welche Flirtmöglichkeiten sich am Zielort bieten. So kann man auch auf Reisen schnell Affären und One-Night-Stands finden.
Genug gewischt! Die Kündigungmodalitäten
Im Bereich der Beendigung der Mitgliedschaft agiert das Unternehmen sehr benutzerfreundlich. Da du das Abonnement für den Plus-Account über iTunes oder den Google Play Store abschließt, muss es auch dort gekündigt werden. Dazu kann man in die jeweiligen Einstellungen des Shops gehen und dort das Abo beenden. Somit ist die Kündigung jederzeit und ohne Frist möglich.
Falls du danach auch noch dein ganzes Profil löschen möchtest, ist dies relativ einfach über die App möglich. Durch einen Klick auf das Zahnrad gelangst du zum Menü mit den Einstellungen. Dort gibt es den Punkt „Konto löschen“. Danach folgt eine automatische Abmeldung und alle Bilder und Kontaktdaten sind zumindest für den Nutzer unwiderruflich verworfen. In diesem Bereich hat sich der Anbieter sehr kundenfreundlich gezeigt.
Falls du Probleme mit der App selbst hast, gibt es auch einen Kundensupport. Dieser lässt sich aber auf der Homepage nur durch ein Kontaktformular erreichen. Außerdem sollte man seine Anfrage in englischer Sprache verfassen, damit man möglichst zeitnah eine Antwort erhält.
Fazit des Erfahrungsberichts
Abschließend lässt sich zu diesem Casual-Anbieter sagen, dass die Ausrichtung nicht ganz erkennbar ist. Zwar geht es hier um lockere und ungezwungene Flirts, aber der Gelegenheitssex spielt nicht bei allen Usern eine große Rolle. So muss man einsehen, dass man mit der App zwar schnell neue Freunde in der Umgebung finden kann, aber für eine richtige Casual-Beziehung sind die großen Anbieter wie C-Date, Secret.de oder LOVEPOINT eher geeignet. Schon alleine der Fakt, dass es dort verschiedene Angaben zu den sexuellen Fantasien und Vorstellungen gibt, ist ein großer Pluspunkt. Außerdem sind diese Erotikbörsen diskreter und anonymer. Wenn du Tinder nutzt, ist immer auch eine App auf dem Handy erkennbar. Und wie will man dem Lebenspartner erklären, dass man nicht auf der Suche nach einem Seitensprung ist.
Trotzdem können vor allem jüngere User hier ihren Spaß finden und sich ausprobieren. Es ist alles sehr locker und nach einem spannenden ersten Date, kann viel mehr daraus werden. Teste einfach einmal selbst die mobile Anwendung und lerne neue Leute kennen, vielleicht sind sie auch an den einen oder anderen spezielleren Fantasien und Abenteuern interessiert.